Zusatzinformationen zur Schleife für 15-cm-Mörser M.80
im Museum 1915-1918
Für die Zuordnung und das Verständnis der im Museum ausgestellten Schleife für den 15-cm-Mörser M.80 werden hier
- sehr vereinfacht - einige Begriffe erklärt.
Geschütz:
Das Wort bezeichnet allgemein alle schweren Schusswaffen, die nicht im Handgebrauch verwendbar sind. Es handelt sich um bewegliche oder fest montierte Metallrohre, die für den Einsatz in Lafetten (Geschützgestelle) gelagert und in Stellung gebracht werden müssen. Man unterscheidet unter anderem Feld-, Gebirgs-, Belagerungs-, Festungs-, Küsten- und Schiffsgeschütze.
Artillerie:
Die Artillerie ist eine mit Geschützen ausgerüstete Kampfunterstützungstruppe eines Heeres. Sie setzt sich aus sehr unterschiedlichen Komponenten zusammen. Es gibt leichte, mittlere und schwerer Artillerie, daneben wird beispielsweise in Festungsartillerie, Feldartillerie, Gebirgsartillerie und Marineartillerie unterschieden. Die Begrifflichkeiten sind äußerst vielfältig und das Thema "Artillerie" für den Nicht-Fachmann entsprechend unübersichtlich.
"Die Artillerie" bedient sich sehr zahlreicher unterschiedlicher Geschütztypen. Geschütztypen unterscheiden sich nach Funktionsprinzip, Konstruktion und Bedienung. Die Grenzen zwischen den Geschütztypen sind - entwicklungsgeschichtlich begründet - fließend. Reichweiten und Treffgenauigkeit der Geschütze konnten über Jahrhunderte hinweg nur mit aufwendigen Schießversuchen ermittelt werden.
Direktes Feuer:
Das Ziel ist von der Feuerstellung aus sichtbar und einzumessen, das Rohr kann direkt auf das Ziel gerichtet werden (direktes Richten). Das Geschoss erreicht das Ziel über eine gestreckte, wenig gekrümmte Flugbahn. Das ist das Prinzip von Flachbahngeschützen wie beispielsweise Kanonen. Das Geschoss trifft meist auf die gut befestigte feindseitige Deckung der feindlichen Stellung. Die Wirkung ist deshalb begrenzt.
Indirektes Feuer:
Das Ziel ist verdeckt und kann deshalb nur von einer seitwärts oder auf einer Geländeerhöhung befindlichen Beobachtungsstelle aus, mithilfe von Karten oder durch Luftbeobachtung eingemessen werden. Man spricht in diesem Fall vom indirekten Richten. Die Abschusswinkel liegen in der Regel über 45°, die Flugbahn der Geschosse ist stark gekrümmt (Prinzip des Steilfeuergeschützes). Das Geschoss kann hinter Deckungen liegende und vor Flachfeuer geschützte Ziele treffen. Mit Steilfeuer kann auf die oft schwächer geschützte und leichter zu treffende Oberseite von Stellungen eingewirkt werden.
Kanone:
Artilleriegeschütz, vorwiegend für den direkten Beschuss von Zielen.
Haubitze:
Artilleriegeschütz für den indirekten und direkten Beschuss von Zielen auf große Entfernung
Mörser:
Artilleriegeschütz für indirekten Beschuss von Zielen auf relativ kurze Entfernung. Mörser sind grundsätzlich ausgeprägte Steilfeuerwaffen. Bei vielen der zahlreichen unterschiedlichen Konstruktionen ist es nicht möglich, in einem Winkel (Elevation) von weniger als 45° zur Waagerechten zu schießen. Wegen des steilen Abschusswinkels können Mörser - im Gegensatz zu Flachbahngeschützen - hinter Deckungen hervorschießen. Damit sind sie auch gut gegen Feindfeuer geschützt. Annähernd senkrechte Einschlagwinkel bewirken bei Sprenggranaten zudem eine gute Verteilung der Granatsplitter, da bei der Sprenggranate der größte Teil der Splitter etwa rechtwinkelig zur Geschossbahn abgesprengt wird.
Geschützgestelle: Lafetten und Schleifen
Geschützgestelle unterscheidet man grundsätzlich in Lafetten und Schleifen. Diese Gestelle haben die Aufgabe, den beim Schuss entstehenden Rückstoß (Rücklauf) des Rohres aufzunehmen. Der Rücklauf kann entweder rollend oder gleitend aufgenommen werden. Um den Rücklauf rollend aufzunehmen, wird das Gestell mit zwei Rädern versehen. Dann handelt es sich um eine Räderlafette. Beim gleitenden Rücklauf gleitet (schleift) das Gestell mit den Bodenkontaktflächen auf dem Untergrund. Diese Konstruktion nennt man Schleife.
Die Schleife für den 15-cm-Mörser M.80 im Museum
Die im Museum 1915-1918 ausgestellte Schleife für den 15-cm-Mörser M.80 gehörte zum Gruppenkommando „Rattendorfer Alm“ und wurde im Bereich der Artillerie Gruppe 2 in einer Höhe von über 2000 m in Stellung gebracht.
Sie wurde nach 105 Jahren durch die Initiative „SoldatenWege Rattendorfer Alm“ wiederentdeckt und dem Museum zur Verfügung gestellt. Es handelt sich um ein sehr seltenes Stück.
Die Schleife - ohne Mörserrohr - im Museum
Die Schleife - ohne Mörserrohr -
in einer historischen Aufnahme
Der 15-cm-Mörser M.80 (Modell 1880)
Aufbauend auf die Erfindungen und Versuche des späteren Feldmarschallleutnants Uchatius wurden Belagerungsmörser mit Rohren aus Stahlbronze entwickelt. Um den unterschiedlichen Anforderungen gerecht zu werden, entstanden Mörser mit den Kalibern 9 cm, 15 cm und 21 cm. Für den stationären Einsatz wurden Schleifen entwickelt. Für den mobilen Einsatz entstanden Radlafetten und Transportvorrichtungen.
Die Modellreihe der 15-cm-Mörser M.80 wurde Im April 1885 eingeführt. Das Geschütz war mit einer hydraulischen Rücklaufbremse ausgestattet und konnte 15-cm-Granaten M.80, 15-cm-Ekrasitgranaten M.80, 15-cm-Schrapnells M.80/M.93a und 15-cm-Leuchtschrapnells M.6/99a verschießen. Zur Zündung dienten 15-cm-Brandel M.80.
Der 15-cm-Mörser M.80 auf der Rattendorfer Alm. Leutnant Paskiewicz mit der Bedienungsmannschaft beim Richten des Rohres am 28.04.1917
Der 15-cm-Mörser M.80 auf der Rattendorfer Alm
Mobiler Einsatz mit Transportvorrichtung: Hier wurde an der Vorderseite der Schleife eine Achse mit zwei Rädern montiert und dann das Geschütz in eine leichte Batterieprotze (ein zweirädriger Wagen) eingehängt (Quelle: Dr. Christian Ortner).
Mobiler Einsatz mit der Radlafette für den 15-cm-Mörser
Mobiler Einsatz mit Radlafette im Hochgebirge. Im Hintergrund die Fanisspitzen.
Mörser auf Radlafette im Bereich Gemärk/Schluderbach. Im Hintergrund die Forame.
15-cm-Mörser M.80 in der Schleife. Auslösen des Schusses. Sourasassplateau, 1917.
15-cm-Mörser M.80 auf dem Tonezzoplateau
Seltene Aufnahme: 15-cm-Mörser M.80 mit hydraulischer Rücklaufbremse beim Abschuss
15-cm-Mörser M.80 beim Abschuss
10-cm-Panzerhaubitze M.05 in der Mörserschleife M.80
Quellen:Christian Ortner. Die österreichisch-ungarische Artillerie von 1867 bis 1918: Technik, Organisation und Kampfverfahren.
Verlag Militaria, Wien 2007, ISBN 978-3-902526-12-0.
Duden - Deutsches Universalwörterbuch, 6. Aufl. Mannheim 2006
Duden - Das Herkunftswörterbuch, 4. Aufl. Mannheim 2007
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